Ultra-Cycling, das ist zu 30% Organisation, 40% der Sport bzw. die Athleten und zu 30% das Betreuerteam.
Die Organisation habe ich (TiggerTom) glaube ich zu 98% perfekt gemacht. Es waren auch sehr viel Arbeit
und viele Stunden vor PC und am Telefon. Aber es war auch eine Herausforderung, abseits des Sports das
Projekt auf die Beine zu stellen. Zum Teil für die Finanzierung und für die komplette Pressearbeit habe ich
mir mit Heri Hahn auch einen super Partner an Bord geholt.
Das Betreuerteam hat einen nahezu perfekten Job gemacht. Es waren alles Rookies dabei, keiner von ihnen
hatte zuvor an einem Ultra-Cycling-Rennen teilgenommen. Aber wir waren eines der wenigen Teams, das
sich kein einziges Mal verfahren hat. Auch sonst hatten wir keine ungeplanten Stehzeiten und es verlief
alles wie angedacht. DANKE Jungs!!!
Auch unser Equipment (die Handbikes, Wohnmobil von Hymer, Autos von Seat Kärntner Straße, ….)
hat sich als ideal erwiesen. Durch einige Erfahrungen wird es kleine Verbesserungen für die Zukunft geben.
Und nun zum Sportlichen: Vor dem Rennen waren wir eigentlich sehr relaxt, da uns bewusst war, dass es
nicht nach zwei Stunden bzw. zehn Stunden vorbei ist und auch mit „nur“ einer mittleren Belastung startet.
Dadurch war für mich der Vorstartdruck auch praktisch nicht vorhanden, im Gegensatz zu den IronmanBewerben,
da bin ich in den Tagen vor dem Start doch ziemlich angespannt.
Nach einer reibungslosen Anreise wurde uns bei der Pressekonferenz erstmals so richtig bewusst, als nur
noch ein weiterer Athlet dabei war, dass wir der heurige Aufhänger für das „Race Around Slovenia“ waren.
Nach der technischen und werbetechnischen Vorbereitung der Fahrzeuge und deren Abnahme, stand dem
Start nichts mehr im Wege. Am Start war dann richtig was los und wir durften nach einem kurzen Plausch
mit Sloweniens Skistar Tina Maze das Rennen eröffnen. Die ersten drei Kilometer fuhren wir gemeinsam,
danach startete ich die erste dreistündige Einheit und Mandi nahm im Wohnmobil Platz. Ich hatte im
Hinterkopf, dass ich es durch die Euphorie des Startablaufs nicht zu schnell angehen darf. Aber es lief super
und so wollte ich auch nicht zu sehr rausnehmen. Nach ca. drei Stunden gab es dann den ersten Wechsel
von mir auf Mandi und dann kam das Hamsterrad ins Laufen.
Schon bei der Anfahrt wurde uns bewusst, dass Slowenien hügelig ist und zwar überall! Dem Roadbook
haben wir vorab etwas ungläubig getrotzt. Wir konnten einen sehr guten Rhythmus finden und die ersten
Wechsel an den geplanten Stellen durchführen. Vom Adrenalin des Starts gepusht war die erste Nacht nicht
wirklich hart und wir kamen ohne große Müdigkeitserscheinungen darüber hinweg. Das Ausleuchten der
Strecke vom Pace-Car funktionierte super und auch sonst lief alles wie anvisiert. Beeindruckend war auch
die Anteilnahme am Rennen. So waren auch spätnachts immer wieder Zuschauer entlang der Strecke.
Nach ca. 15 Stunden holte uns dann die Wettervorhersage ein und es begann zu regnen. Ich nehme es
vorweg, es hörte bis ins Ziel nie mehr so richtig auf. Mir war von vornherein klar, dass ich mit Manfred den
sportlich idealen Partner an meiner Seite hatte. Und bei der Analyse des Rennens haben wir gesehen, dass
wir praktisch über das ganze Rennen auf dem identischen Niveau gefahren sind.
Vor dem Vrsic lagen wir etwas hinter der Planzeit, aber bei der Auffahrt und Abfahrt war ich dann schneller
als gedacht und so lagen wir praktisch wieder auf Kurs. Ein Platten von Manfred und ein Speichenriss bei
mir konnten uns auch nicht wirklich aus dem Konzept werfen.
Die zweite Nacht war, bei Dauerregen, doch recht hart und die unchristliche Einheit von 02:00 – 05:00 Uhr
war dann nicht unbedingt der größte Spaß. Am folgenden Vormittag, in der Gegend um Murska Sobota,
waren dann mal etwas flachere Straßen, aber es blieb immer wieder hügelig. In diesem Areal kamen uns
auch einige Freunde und Fans besuchen, was uns zusätzliche Motivation gab. Außer eines weiteren Plattens
bei Manfred und einen praktisch durchgefahrenen Reifen bei mir, welchen wir noch schnell getauscht
haben, lief es auch an diesem Tag rund. Nach der Hälfte des Rennens war uns schon klar, dass uns nichts
mehr stoppen kann und wir es in einer guten Zeit schaffen werden. Wenn keine großen Probleme auftreten
würden.
Und zum Glück blieben diese auch aus. Von den ca. 40 Stunden Regen hat es noch zusätzlich zehn Stunden
geschüttet und wir wurden wirklich gut gewaschen. :)
Gefährlich waren eigentlich nur die Schlaglöcher auf den Straßen. Sie waren überall und es ist fast
unglaublich, dass unsere Handbikes diese Belastung so unbeschadet überstanden haben.
Auch in den Pausen funktionierte alles. Einladen, Umziehen, Aufwärmen, Essen, Ausruhen, Anziehen,
Ausladen, Start – und täglich grüßt das Murmeltier.
Nur das Schlafen gestaltete sich als etwas schwierig. Da ich ja auch alles organisiert habe, war es für mich
fast unmöglich, abzuschalten und die Fahrt des Wohnmobils – man muss ja immer vorausfahren –
erschwerte die Sache zusätzlich. So habe ich in 69 Stunden Rennen und Vorbereitungen ca. eine Stunde
geschlafen und Manfred nur etwas mehr. Das wird für längere Rennen etwas schwierig, aber irgendwann ist
man so müde, dass man schlafen kann. So unser Plan! :)
In die dritte Nacht hinein warteten noch einige giftige Hügel. Und der Regen begleitete uns bis in Ziel. Nach
einer langen Etappe von Manfred fuhren wir die letzten 30 Kilometer gemeinsam ins Ziel. Die letzten
Kilometer wurden wir noch von Autos vom Veranstalter des „Race Around Austria“ und dann vom
Veranstalter des „Race Around Slovenia“ ins Ziel begleitet. Unser idealer Plan war mit 57 Stunden
angedacht und das erklärte Ziel war eine Zeit zwischen 60 und 65 Stunden. Aber mit 55 Stunden und 17
Minuten hatten wir wirklich nicht gerechnet.
Diese Zeit kam zustande, da wir keinen messbaren Leistungsabfall hatten. Und so kamen wir frisch
gewaschen, aber doch sehr, sehr, sehr müde um etwas nach 03:00 Uhr in der Früh im Ziel an.
Bei Ankunft gab es noch einen herzlichen Empfang, eine kleine Ehrung und ein Teamfoto.
Danach ging es ab ins Bett und nach 5 Stunden Schlaf und einer Dusche sah die Welt schon wieder besser
aus. Wir waren natürlich noch nicht ausgeschlafen, aber das wollten wir in den nächsten Tagen nachholen.
Nach den ersten Aufräumarbeiten nutzten wir den Tag, um die Tropfsteinhöhle in Postojna zu besichtigen.
Mit unseren Rollstühlen war es wieder ein kleines Erlebnis und wir hatten eine Menge Spaß. Am Abend war
dann noch die abschließende Siegerehrung und auch dort war ein großer Andrang und unsere Leistung
wurde allseits bewundert.
So hat uns der Solo-Sieger Mitja Rok gesagt, dass er sich während des ganzen Rennens informieren ließ, wie
es uns ergeht – sehr nett und eine große Anerkennung für uns!
Als erste Handbiker im 2er-Team das „Race Around Slovenia“ und überhaupt ein Ultra-Cycling-Rennen in
einer Top-Zeit gefinisht zu haben, ist natürlich sehr schön.
Aber eigentlich geht es uns wirklich um das Abenteuer und es war eines! Einfach nur SENSATIONELL!
Das ganze Team hatte während des Rennens auch wirklich viel Spaß, außer vielleicht im Pace-Car, dort ist es doch harte Arbeit. Im Wohnmobil und Teamfahrzeug wurde aber munter geblödelt und ohne das Rennen wären wir alle sicher nie im Leben an diese Orte in Slowenien gekommen. Was haben wir gelernt und an Erfahrungen mitgenommen? Slowenien ist ein sehr schönes und sehr hügeliges Land. Die Menschen sind sehr sportbegeistert. Die Straßen sind sehr schlecht. Und das Rennen heißt nicht umsonst „DOS EXTREME“, auch ohne Regen.
Am nächsten Tag gab es nach einer weiteren kurzen Nacht die große Schlacht danach in Form von waschen, waschen und noch einmal waschen. Auch dafür DANKE an die beteiligten Teammitglieder. Die nächsten Tage habe ich dann dem Schlaf und der Regeneration gewidmet.
Ansonsten freut es mich, dass alle Teammitglieder schon zugesagt haben, auch beim „Race Around Austria“ dabei sein zu wollen. Ein paar Kleinigkeiten werden wir noch verbessern und wir Athleten müssen nur noch die Form halten bzw. etwas drauflegen und dann geht es an den Start. Das nächste Abenteuer kann kommen!