TiggerTom

Meine Art und Weise,
dem Tag zu zeigen, dass ich ihn Liebe!

Race Around Austria 2013 – eines der letzten Sport-Abenteuer

Dieses Rennen nennt sich das härteste Ultra-Cycling Rennen Europas und es ist das zweitlängste Rennen der Welt. Für uns Handbiker ist es wahrscheinlich sogar das härteste der Welt, denn die 30.000 Höhenmeter mit extrem giftigen Anstiegen steigen wie Barrieren vor einem auf.

Nach dem Testlauf in Slowenien waren wir schon eingespielt und deswegen war die Organisation schon um einiges leichter. Trotzdem gab es genug zu tun. Das Team wurde etwas umgestellt, da ein paar Mitglieder leider keine Zeit hatten. Aber mit Wolfgang Lex und meinem Bruder Martin Frühwirth hatten wir wieder die zwei eingespielten und idealen Teamchefs. Da wir in Slowenien gesehen haben, dass es zu einem Problem führen kann, wenn man mit dem Pace-Car längere Zeit nur 6 km/h bergauf fährt, konnten wir noch kurzfristig bei der Firma Spes ein geeignetes Fahrzeug (Nissan Navara mit Automatik und Untersetzungsgetriebe) auftreiben.
Als Pressebetreuer hatten wir wieder Heri Hahn von Insidesports dabei, der während der ganzen Tour unser Abenteuer auf Facebook mit Fotos und Videos festhielt. Und auch die Printmedien brachten immer wieder Berichte. Zudem wurden von den gleichen Sponsoren und Supportern wie schon in Slowenien unterstützt.
Als Homebase diente wieder das Wohnmobil „Paravano“ von Hymer, es war unser Mutterschiff. Auch den Ablauf vor dem Start, mit technischer Abnahme und so weiter waren wir dieses Mal schon gewohnt. Bei der Pressekonferenz war es uns eine große Ehre, mit dem zweimaligen RAAM-Sieger Christoph Strasser, der auch ein Vereinskollege von mir ist, die Frage der Medien zu beantworten. Auch hier waren wir neben dem RAAM-4er-Team rund um Strasser die Sensation.

Am Tage vor dem Start hat es sich noch etwas ausgeregnet und damit waren die nächsten Tage mit Sonnenschein vorhergesagt. Dieses Mal starteten wir nicht abends, sondern um 9 Uhr vormittags und es erwies sich doch um einiges leichter, so in den Wettkampf zu starten. Nach einer sehr netten Verabschiedung fuhren wir die ersten zwei Kilometer gemeinsam, danach startete ich die erste 2,7- Stunden-Einheit und Mandi nahm im Wohnmobil Platz. Auch durch die Erfahrung in Slowenien konnte ich gleich einen sehr guten Rhythmus und eine super Pace finden.
Nach den ersten beiden Einheiten hieß uns das Mühlviertel willkommen und damit auch die ersten langen Anstiege. Durch das gesamte Mühlviertel sind es immerhin 4.000 Höhenmeter. Auch Manfred fand super ins Rennen und so fuhren wir in die erste Nacht. Zum Unterschied zu Slowenien hatten wir dieses Mal keine fixen Wechselpunkte, sondern haben uns auch an der Zeit orientiert. Dadurch hatten unsere Teamchefs um einiges mehr zu tun. Uns Athleten geht das aber gar nichts an, wir müssen nur fahren, fahren, fahren. In der ersten Nacht ist man noch nicht wirklich müde und noch zu aufgeregt, um zu schlafen, aber das machte auch nichts, denn wir kamen ohne Probleme darüber hinweg. Die Beleuchtungen am Pace-Car und an unseren Handbikes, von Lupine, machten einen super Job. Am Morgen fanden wir uns bereits in Niederösterreich wieder und es lief gut. Die Gegend an der tschechischen und slowakischen Grenze hat zwar keine Anstiege aufzubieten, aber man kann ja auch im Flachen hart fahren. Wir haben es aber nicht übertrieben und unsere Kräfte etwas gespart. Im Burgenland warteten dann wieder einige größere Hügel. Nein, Burgenland ist nicht flach! Aber auch hier konnten wir unsere Pace super halten. In der Steiermark kamen wir in der Nähe unserer Heimatorte (Grafendorf und Edelsbach) vorbei und wurden von unseren „Fans“ empfangen. Das gab uns eine zusätzliche Motivation. Nach 880 Kilometer kamen wir am Abend des zweiten Tages an der Zwischenstation Halbenrain vorbei, und das bereits weit vor unserem geplanten Zeitlimit.
Danach ging es über die südsteirische Weinstraße und die Soboth, welche der erste hohe Pass war, durch die Nacht nach Kärnten.
Ich hatte in der zweiten Nacht bzw. am Morgen des dritten Tages meine größten Müdigkeitsprobleme und musste echt kämpfen, um nicht während des Fahrens einzunicken. Leider habe ich einen sehr leichten Schlaf und so ist es für mich fast unmöglich, während der Fahrt im Wohnmobil zu schlafen. Ich habe in den fünf Tagen und Nächten nicht ganz vier Stunden geschlafen und bei Manfred war es nicht sehr viel mehr.

Durch Kärnten ging es dann in Richtung Berge. Nach der Auffahrt ins Lesachtal ist mir leider ein Bolzen im linken Handgriff gebrochen und so hatte ich ihn plötzlich in der Hand, aber ohne dass die Kurbel noch mit ihm verbunden war. Das Wohnmobil war zum Glück nicht weit entfernt und so kam es, mit Mandi an Bord, angeflogen und wir konnten nach 15 Minuten einen Wechsel früher als geplant machen. Für mich ging es inzwischen blitzartig mit dem Pressefahrzeug zum nächsten Werkzeugmarkt in Lienz. Wir konnten den Defekt beheben und nach nicht ganz drei Stunden wieder den nächsten Wechsel durchführen. Manfred blieb in der Zwischenzeit das Leasachtal in Erinnerung, nicht nur wegen seiner Schönheit, sondern auch wegen seiner Härte. Es kostete ihm viel Energie.
Über den Iselsberg fuhr ich dann Richtung Großglockner, dem Dach der Tour. Den höchsten Berg Österreichs teilten wir uns auf: Die erste Hälfte fuhr Mandi und die zweite Hälfte ich. Dabei wurden wir von drei Red-Bull-Sportlern begleitet (Paul Guschlbauer, Benjamin Karl und Axel Naglich) und machten ein paar nette Fotos, auch um die Stiftung „Wings for Life“, welche die Heilung von Rückenmarksverletzungen als Ziel hat, zu unterstützen.
Nach der Abfahrt vom höchsten Berg Österreichs und einer weiteren Stunde übergab ich an Mandi. Nun hatten wir geplant, zwei längere Einheiten zu machen. Mandi führte diese über den Gerlos und das Zillertal Richtung Innsbruck. Später erzählte er, dass er bei der Gerlos-Abfahrt zwei-, dreimal eingenickt ist. Nicht auszudenken was passiert wäre ... Danach übernahm ich und konnte eine superschnelle Einheit über das brutale Kühtai fahren. Nun hatten wir wieder etwas Vorsprung auf unseren Plan. Danach ging es wieder in kürzeren Einheiten über die Silvretta nach Vorarlberg. In der Abfahrt von der Silvretta haben leider meine Bremsen versagt und so musste ich mich an der Grenze des Vernünftigen mit der Feststellbremse hinunterkämpfen.
Das Faschinajoch wurde für Manfred dann ein echter Härteprüfstein und man merkte etwas, dass er doch mehr als zehn Jahre älter als ich ist und eine höhere Behinderung hat. Von den Kilometern und der Fahrzeit her waren wir gesamt gesehen praktisch gleich lang unterwegs, nur von den Höhenmetern habe ich mir einige mehr „gegönnt“. Aber er hat auch diese Prüfung super gemeistert und es ging etwas entkräftet weiter – über Hochtannbergpass nach Reutte. Die Nacht führte uns über den Fernpass zurück ins Inntal, wo unsere Geschwindigkeit wieder deutlich anstieg.
Am Morgen des letzten Tages wartete für mich noch die Hammerauffahrt von Maria Alm zum Dientener Sattel. Seit Innsbruck waren wir schon zu 100 Prozent sicher, dass wir ins Ziel kommen, also galt es uns noch einmal richtig auszuquetschen.
Über Hallein ging es dann Richtung Ziel nach St. Georgen im Attergau. Vom Fernpass weg habe ich schon auf die Zeit geschaut und da war mir schon klar, dass es sich unter 100 Stunden ausgehen könnte. Und es klappte: Nach 97 Stunden und 36 Minuten erreichten wir, noch immer bei Sonnenschein, das Ziel. Der Zieleinlauf führte, da gleichzeitig das Marktfest St. Georgen stattfand, durch drei Festzelte und war überwältigend und herzlich. Die Freude war natürlich riesig, vor allem weil ich mich auf der Strecke eigentlich immer wohler fühlte.
Am Abend wurde unser Sieg gebührend gefeiert. Das hat in erster Linie unser Team übernommen, da wir uns doch auf ein Bett gefreut haben! Von mir aus hätte es, wenn es sein hätte müssen, auch noch ein bis zwei Tage dauern können, da ich auch am Ende noch die gleiche Trittfrequenz und die nahezu gleichen Leistungswerte fahren konnte. Und ich bin mir sicher, dass auch Manfred noch irgendwo eine dritte Luft gefunden hätte.

Im Ziel hat uns auch Walter Ablinger empfangen und er meinte zum Publikum, dass es die größte Ausdauerleistung war, die Rollstuhlsportler erbracht hätten. Es freut uns natürlich, wenn er es so sieht und wir nehmen die Ehre gerne an. Wir können es nur jedem empfehlen, an diesem Rennen teilzunehmen. Ihr werdet euch selbst besser kennenlernen und wenn ihr glaubt es geht nicht mehr neue Türen finden.

Auch das Team hat einen super Job gemacht. Wir haben uns zwar einige Male etwas verfranzt, aber nie wirklich weit und so hat uns das alles zusammen nicht mehr als 15 Minuten gekostet. Ohne ein so gut funktionierendes Team wäre unsere körperliche Leistung umsonst und auch die Motivation wäre nicht sehr hoch, wenn das Team immer wieder Fehler machen würde. Aber unser Team hat uns zu dieser super Leistung gepusht und ihm gehört genauso ein großer Anteil am Erfolg. DANKE Jungs!

Servus TV hat einen tollen Film über unser Projekt erstellt und wir waren am Tag nach dem Rennen bei „Sport und Talk aus dem Hangar-7“ zu Gast, wo der Film gezeigt wurde und wir uns vorstellen durften.

Ja, was nun!? Wir sind auf der Suche nach Sponsoren, um den finanziellen Aufwand eines „Race Across America“ decken zu können. Denn wir wollen uns auch diesem Abenteuer stellen. Um danach wirklich sagen zu können, was für Handbiker härter ist. Unser Trainer Gerald Bauer war ja schon bei beiden am Start und auch er meint, dass es für uns in Amerika von der Anstrengung her vielleicht leichter werden würde. Aber dafür ist es eben zweimal so lang ...
Das würden wir gerne selber feststellen!