TiggerTom

Meine Art und Weise,
dem Tag zu zeigen, dass ich ihn Liebe!

Ironman Weltmeisterschaft 2022 - Kona, Hawaii, USA
Sieg mit neuer Rekordzeit von 8h15min39sec

Mit einem Trainingslager in Salt Lake City und auf Maui, war die Vorbereitung wirklich ein All-In Ansatz, von der finanziellen Seite reden wir lieber gar nicht.

Diese 7 Wochen, nach der UCI Paracycling Weltmeisterschaft, liefen wirklich perfekt und ich konnte alles wie geplant umsetzen. Die zweiwöchige Tapering-Phase, war dann mental aber schwierig. Wenn man von großem Trainingsumfang runter kommt, weiß der Körper oft selbst nicht was er anfangen soll. In der letzten Woche kamen dann noch Verdauungsprobleme, zum Glück nur eine 24h Geschichte, und dreitägige Halsschmerzen dazu. Das hat an meinen Nerven schon ziemlich gekratzt. Ich hatte nur ein Mantra: „Es wird schon, es wird. Alles ist gut!“ Es wurde auch, also stand ich in Bestform am Start.

Allen Handcycle-Athleten starteten 2min nach den Profi-Frauen. Mit einem Startsprint ging ich an die Spitze und drehte mich nie mehr um. Ich schwamm mich fast in einen Rausch und fühlte mich über die gesamten 3,8Km sehr stark. Auch einige Profi-Frauen wurden von mir eingeholt. Mit 1h01min bin ich super zufrieden, denn es waren wellige Bedingungen, was man ja an den Schwimmzeiten der Profi-Frauen sehen konnte. So war z.B. eine Gruppe um Daniela Ryf und Anne Haug nur 3min schneller als ich.

Der erste Wechsel verlief „ratzs fatzs“. Im Handbike konnte ich die geplante Leistung sofort umsetzen und war sogar positiv überrascht, dass die Herzfrequenz unter den erwarteten Werten blieb. Diese Leistung zog ich auch über die gesamte Strecke durch. Egal ob flach, bergab, bergauf (+5%), egal ob es wärmer und wärmer wurde und der Wind stärker und stärker. Am Beginn überholte ich noch einige Athletinnen, aber zu 98% war ich komplett alleine unterwegs. Bei der Wende, in „Hawi“ war ich sehr überrascht, dass die Spitze gar nicht so weit vor mir lag. Auf den letzten 25Km bekam ich leichte Krämpfe, aber ich konnte immer voll weiterdrücken und ging einfach „drüber“. 5h01min – WOW!! Ich hatte im Besten Fall mit 5h15min gerechnet. Fast 36km/h im Schnitt auf 180Km mit 1400Höhenmeter, Wind und Hitze.

Der zweite Wechsel war mit 2min super schnell.

Auf der Laufstrecke galt es dann alles rauszulassen, was noch da war.
Ich blieb NIE stehen um mich zu kühlen, und es war brutal heiß, ich wollte nichts herschenken.
Bei Hälfte der Laufstrecke, war ich schon ziemlich am „kochen“, aber als es etwas von der abgeschirmten Küste weg ging, gab es auch wieder etwas Wind. Auch beim Rennrollstuhlfahren bekam ich zum Schluss vereinzelt Krämpfe, aber auch hier war es mir einfach egal. Marathonzeit 2h05min.

Ich war in allen drei Disziplinen schneller als 2013: beim Schwimmen um 4min, beim Handbiken um 41min, beim Rennrollstuhlfahren um 4min. Die „große“ Zeit habe ich natürlich beim Handbiken geholt.
Es hätte nirgends besser laufen können und es war mit Sicherheit die beste Leistung meiner Karriere.
8h15min39sec – was soll ich viel sagen? Selbsterklärend!

Nach Tokio machte ich mir einen Desktop-Hintergrund mit dem Satz: „Ironman Hawaii unter 8h30min“. (zuerst muss man es glauben können, später vielleicht umsetzen) Es war ein sehr ehrgeiziges Ziel und ich konnte es verwirklichen. Sogar noch etwas besser.

Bei dem Aufwand: organisatorisch, körperlich, mental, finanziell, den ich für dieses Ziel betrieben habe, ist es sehr befriedigend, dass es so aufgegangen ist.
Dass ich das ganze Rennen sogar „over all“ gewonnen habe, ist mir persönlich egal und ich möchte Para-Triathlon auch nicht mit „normalem“ Triathlon vergleichen.
Für den Para-Sport, war es aber sicher eine sehr gute Werbung und ein weiterer Meilenstein, wenn ein Para-Athlet bei einem solchen internationalen Mega-Event als erster über die Ziellinie kommt.
Dann versteht man, dass Para-Sport (in einigen Sportarten und Klassen) wirklicher Hochleistungssport ist.

Das Ergebnis macht mich durchaus stolz und ich würde mich selber zum „Sport-Ritter“ schlagen.
Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht oft von „Stolz auf Leistung“ rede.

Ich hatte in 2013 mit 9h02min einen Hawaii-Streckenrekord geschafft, welchen ich in 2017 verloren hatte: Jetze Plat (NED) hatte ihn mit 8h41min gebrochen. Nun ist er wieder MEIN! („Mein Schatz!“ – Zitat aus Herr der Ringe)
Was bekomme ich dafür? Ein Handtuch und die gleiche Medaille wie jeder Finisher, es gibt weder Preisgeld, Blumenkranz, noch sonst etwas.
Solange er „MEIN“ ist, sehe ich keinen Grund für eine Rückkehr, nicht bei diesen Preisen, es gibt noch viele andere schöne Rennen.

Schwimmen (3,8km) – 1h01min
Radstrecke (180km) – 5h01min
Laufen (42,2km) – 2h05min


Ironman WM "2021" - St. George, Utah, USA
Weltmeister in 9h29min35sec

Als Versuch, hatte ich dieses Mal eine sehr kurze Anreise geplant und bin praktisch erst 2 Tage vor Rennstart angekommen. Ich litt zwar unter dem Jetlag sehr, schlief in den 3 Nächten nur 10h, aber es sollte die Leistung nicht beeinflussen. Wie man an einigen Profis hier gesehen hat, kann auch sehr viel vor Ort schief gehen: einige Athleten konnten wegen Erkrankungen, Verletzungen und so weiter nicht an den Start gehen, obwohl sie schon 2, oder sogar 3, Wochen vorher angereist waren.

Beim „Bike-CheckIn“ am Abend vor dem Wettkampf bemerkte ich, dass mein Vorderrad seinen Luftdruck verloren hatte, also war meine erste Tätigkeit am Rennmorgen, um 04:30, meinen Schlauch zu tauschen. Beim Wettkampf gab es zum Glück keine Materialdefekte.

Unser ParaTriathlon-Start erfolgte 5min nach den Profi-Frauen und 20min vor den ersten Age-Groupen und da ich von Beginn an der Spitze schwamm, musste ich mich alleine orientieren. Zuerst stellte die Dunkelheit und später die seitliche Sonne eine Herausforderung, den richtigen Weg zu finden. Das Wasser war auch etwas wellig und mit 16,5°C doch frisch. Mit 1h05min, für die 3,8Km, bin ich aber sehr zufrieden. Schwierig gestaltete sich nur das Öffnen meiner Schwimmschiene, da meine Finger doch unterkühlt und etwas „blau“ waren. Der Wechsel verlief ohne Probleme, habe ich ja auch schon oft genug gemacht.

Auf den 180Km der Radstrecke galt es 2400 Höhenmeter zu überwinden, es ging eigentlich nur bergauf oder bergab. Im Vorhinein dachte ich eher an eine Zeit knapp unter 7h, ich hatte mir nur ca. 30% der Radstrecke mit dem Auto angesehen. Mit 5h52min war ich dann deutlich darunter und 31km/h Schnitt bei 2400Höhenmeter hätte ich nicht erwartet. Möglich war es sicher auch, weil ich mir die Leistung sehr gut eingeteilt hatte. Ich achtete nicht nur auf die Leistung sondern versuchte vor allem mit Trittfrequenz und Gefühl die Geschwindigkeit immer hoch zu halten. Die Verpflegung, welche im Langdistanz-Triathlon ein sehr wichtiger Punkt ist (80-90g Kohlenhydrate pro Stunde / muss man trainieren), funktionierte über das ganze Rennen perfekt.

Das Profil der Laufstrecke war für uns ParaTriathleten (Rennrollstuhl) wirklich sehr anspruchsvoll. Es gab 4 ca. 5Kilometer lange Anstiege, mit immer wieder steileren Stück und 4 wirklich sehr steile Stück wo ich gerade einmal 4km/h hochdrücken konnte. Mit 2h24min war es deswegen für meine Verhältnisse ein sehr langsamer Marathon und auch ein harter Kampf. Die schattenlose 32°C machten es nicht unbedingt leichter.

Die Endzeit von 9h29min überraschte mich dann doch sehr. Es war, von mir, eine nahezu perfekt Ausführung eines „Ironman“ und ich wüsste nicht wirklich wo ich Zeit „liegen gelassen“ hätte.

Schwimmen (3,8km) – 1h05min
Radstrecke (180km) – 5h52min
Laufen (42,2km) – 2h24min


Ironman WM Hawaii 2013
Sieg und damit der Weltmeistertitel + Fabel-Rekordzeit

Der Weltmeistertitel ist natürlich sehr cool, aber vor allem bin ich stolz auf meine persönliche Leistung. Mit 9h02min55sec konnte ich unglaublicher Weise, die alte Rekordmarke von dem doppelamputierten Amerikaner Jeddie Schabort pulverisieren, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Er war heuer leider nicht am Start, aber sonst wurden alle 5 möglichen Plätze ausgeschöpft. Unter ihnen der 4fache australische ITU-Paratriathlon- Weltmeister Bill Chaffey, ein weiterer doppelamputierter Amerikaner Andre Kaijlich (Sieger vom letzten Jahr) und 2 weitere Athleten aus der USA. Dem 2 platzierte Bill Chaffey habe ich 28min abgenommen.

Schwimmen (3,8km) – 1h05min
Radstrecke (180km) – 5h42min
Laufen (42,2km) – 2h09min

Die 10 Tage vor dem Wettkampf konnte ich mich sehr gut an die Bedingungen gewöhnen und habe mich gut erholt. Das Gefühl stimmte und so konnte ich eine sehr, sehr guter Wettkampf abliefern. Beim Schwimmen lief es nicht ganz nach Plan, ich musste richtig kämpfen und war 2,5 Minuten langsamer als 2010. Es war wieder die bekannte Dauerschlägerei und bei Halbzeit dachte ich schon, "wie lange dauert es noch!". Ich kam als 2. aus dem Wasser, Bill ist sehr starke 1h00min geschwommen und wurde in der Wechselzone von Andre überholt. Die ersten 10Kilometer im Handbike war zwar vom Speed her OK, aber das Gefühl war noch nicht da. Gleich danach hat es aber klick gemacht und ich konnte eine, für mich, unglaubliche Pace anschlagen. Ich musste einfach drücken, kämpfen, fahren und jedes Mal wenn ich dachte, ich kann es nicht durchhalten, habe ich diesen Gedanken sofort verdrängt. Ich musste einfach dran glauben und machte mich an die Jagd. Andre habe ich nach 12 Kilometer eingeholt und Bill hat sich noch bis Kilometer 75 gewehrt, musste dann aber abreisen lassen und ist dann zurückgefallen. Die bisherige Rad-Rekordzeit 6h12min von Jeddie Schabort habe ich zerstört und mit 5h42min ein neues Level gesetzt. Was soll ich sagen im Handbike bin ich heuer einfach ein Tier. Das Handbikefahren war wirklich perfekt, mehr kann ich nicht geben. Der Marathon, war dann in Anbetracht wie hart ich im Handbike gefahren bin, mit 2h09min sehr, sehr gut und gleich schnell wie 2010. Das Material und ich, wir haben wirklich alles gegeben. Es ist schon ein cooles Gefuehl, in meinem Sport, der "Koenig von Kona" zu sein.

Es war einfach genial, aber im Ganzen gesehen, natürlich nicht DER perfekte Wettkampf, dieser befindet sich ja in den Köpfen von uns Triathleten. Und wir wollen diesen Gedanken weiter in unserem Hamsterrad nachlaufen. Warum!? – Weil es einfach schön ist! Aber zuerst hab ich mir jetzt Mal eine Pause verdient und nach ein paar Wochen häng ich mir dann wieder die Karotte vor mein Gesicht!

Ergebnis